Wer mein Profil ein bissel studiert hat, weiß, dass ich neben RS auch Geschichten schreibe. Momentan arbeite ich an dieser hier. Ich habe sie jetzt einfach »Reise in die Nacht« genannt, ob der Titel bestehen bleibt, ist unklar. Ich hoffe sehr, dass ihr ab und zu mal vorbei schaut und lest!!
Es war der erste Tag des Sommers. Die Sonne war noch nicht mal über die Wipfel der Bäume gestiegen, und doch war es schon angenehm warm draußen. Die ersten Vögel sangen in der Morgendämmerung ihr Lied, eine sanfte Brise flüsterte in den Baumkronen und wenn man ganz genau hin hörte, konnte man den Fluss in der Ferne murmeln hören. Nicht weit von dem Wald und dem Fluss, der ihn wie ein seidenblaues Band durchzog, lag das kleine Städtchen Blütengrund. Im Gegensatz zu der lebendigen Natur schien Blütengrund tief und fest zu schlafen. Kein Mensch, kein Auto war zu sehen, nichts regte sich, alles döste im Morgengrauen vor sich hin. Ziemlich weit am Ende der Stadt stand ein kleines, gemütlich aussehendes Haus. Es hatte einen wunderschönen Garten, voll mit Rosen, Malven und Rittersporn, und in jeder Ecke des Gartens hingen an Büschen und Sträuchern Unmengen von Beeren. Zu dieser frühen Stunde behielt die sonst so farbenprächtige Natur ihre Schönheit allerdings noch für sich. Nicht nur deswegen bemerkte man die kleine schwarze Gestalt inmitten der vielen Blumen kaum. Die Gestalt war ein Kater, mit tief schwarzem Fell, so dunkel, wie die schwärzeste Nacht. Seine beiden unnatürlich grünen Augen waren wie Sterne am Nachthimmel, die unentwegt funkelten. Doch die Augen waren nicht das einzig Merkwürdige an ihn. Die Ohren des Katers waren mindestens doppelt so lang, wie die der anderen Katzen, und sein Schwanz war gespalten, sodass sich ab etwa der Hälfte der Schweif teilte und in zwei weißen Spitzen auslief. Der Kater hatte es sich auf einem alten Schaukelstuhl bequem gemacht. Auf der Sitzfläche lag eine von Motten zerfressene Decke, deren Blau mit der Zeit von dem Sonnenlicht ausgeblichen worden war und nun einen starken Kontrast zu dem dunklen Fell des Katers bildete. Der beobachtete, den Kopf auf den beiden Vorderpfoten gebettet, das müde Treiben des Windes, der mit den Blättern und Zweigen spielte, sie hin und her schaukelte und mit ihnen flüsterte. Er brachte etwas Leben in die schlafende Natur und das faszinierte den Kater. Stundenlang hätte er dieses Spiel beobachten können, wie der Wind den Garten Stück für Stück wach rüttelte, doch er wusste, dass er sich jetzt auf den Weg machen musste. Seufzend erhob er sich, dehnte und streckte seine Muskeln, die sich unter dem seidenen Fell deutlich abzeichneten, und riss sein Maul zu einem gewaltigen Gähnen auf, bevor er von dem Schaukelstuhl auf die Steinplatten der Terrasse sprang. Langsam lief er über das taufrische Gras und ließ dabei seinen Blick von Pflanze zu Pflanze wandern. Selbst nach den 17 Monden, die er nun schon hier lebte, konnte er sich nicht an der Pracht des Gartens satt sehen. Doch er wollte auch nicht auf seinen allmorgendlichen Spaziergang durch die Straßen und Gärten von Blütengrund verzichten. Seine Pfoten kribbelten vor Freude, als er mit einem Satz den hellblauen Zaun, welcher Haus und Garten umgab, überwand und davon preschte.
Oh mein Gott, das ist genial! Du schreibst echt ... Wow! Sowas würde ich nie zustande bringen, und laut meiner Deutschlehrerin bin ich eine der besten der Klasse! (wollte jz nicht angeben oder so)
Nothing is like in books ... It hurts more than in books, but ... it works. ... Doesn't it?
//haha, vielen Dank, Lil! Ich würde sagen, das ist einfach übung! und hey, was wäre das Leben ohne ein wenig Eigenlob! :-) Geht schon weiter, einen Teil hab ich ja bereits geschrieben!
Fortssetzung
»Ach, sieh mal an! Das Häschen hoppelt wieder durch die Gegend.« Auf einem steinernen, geflügelten Wasserspeier lag ein getigerter Kater und genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen. Sein Blick war spöttisch auf den schwarzen Kater gerichtet, der gerade durch die Hecke getreten war. Einen Moment hielt er inne. »Guten Morgen, Rocky«, erwiderte er schließlich gelassen und setzte seinen Weg fort. »Hey!« Rocky regte seinen Hals, um den schwarzen Kater besser sehen zu können. Der schaute leicht gelangweilt, aber geduldig wartend zu ihm auf. »Was glaubst du, was du da machst?« »Naja, ich würde mal sagen, spazieren gehen. Und du?« Empört kniff Rocky seine bernsteinfarbenen Augen zu wütenden Schlitzen zusammen. Geschmeidiger, als seine kräftige Statur es hätte vermuten lassen, sprang er von dem Wasserspeier und baute sich vor dem Kater auf, der davon allerdings wenig beeindruckt schien. »Wie war das?« Der schwarze Kater legte seinen Kopf schief. »Hast du heute rein gar nichts vor? Seltsam, sonst bist du doch immer so beschäftigt!« »Freundchen«, fauchte der getigerte Kater und sein Kopf ruckte ein Stück nach vorn, »treib es nicht zu weit!« Sein Gegenüber zuckte unschuldig mit den langen Ohren. Rockys Augen verengten sich noch etwas mehr. »Ich meine es ernst. Also, was willst du hier?« »Ich will mir nur deinen Garten ansehen, mehr nicht.« Der kräftige Kater schnaubte verärgert. »Stört dich das?« »Ja, allerdings!«, erwiderte Rocky und richtete sich auf. Sein Schwanz peitschte wütend hin und her. Argwöhnisch musterte er den etwas kleineren Kater, wobei sein Blick auffällig lange an den Ohren und dem Schweif hängen blieb. »Warum sollte ich einen Freak wie dich in mein Territorium lassen?« Der Kater zuckte mit den Schultern. »Nächstenliebe?« »Vergiss es. Sieh zu, dass du deinen Propellerschweif aus meinen Territorium bewegst!« »Wie du meinst.« Der Kater wand sich um und trat durch die Hecke. Rocky kletterte geschwind zurück auf den Rücken des Wasserspeiers und beobachtete die schwarze Gestalt. »Es ist ein Wunder, dass man dich noch nicht aus der Stadt gejagt hat, Häschen.« Der Kater schaute zu ihm auf, seine Augen blitzten. »Mein Name ist Salom, Rocky.« Dann wand er sich ab und verschwand hinter der nächsten Ecke.
//Da ist sie schon, frisch aus der Feder! Bittööö meine Lil ♥
Es war schon immer so. Seit Salom denken konnte, verspotteten die Katzen der Nachbarschaft ihn wegen seines Aussehens. Sie machten Witze über seine unnatürlich großen Ohren, lachten ihn wegen seinem Schweif aus, und wohin er auch ging tuschelten sie hinter seinem Rücken über den kleinen schwarzen Kater. Zwar hatte es ihm nie einer direkt gesagt, aber die Gespräche verstummten ziemlich abrupt, wenn sie ihn entdeckten. Anfangs hatte es Salom fertig gemacht. Immer seltener war er gut gelaunt und unbekümmert, wie es sich für einen kleinen Kater gehörte. Er versuchte das, was ihn so anders machte, zu verstecken, ging nicht oft vor die Tür, und manchmal schämte er sich sogar für das, was er war. Mehr als einmal spielte Salom mit dem Gedanken, einfach alles hinter sich zu lassen und davon zu laufen. Einige Male schon hatte er am Waldrand gestanden, das kleine Herz aufgeregt bis zum Hals schlagend, und spürte schon den Waldboden unter seinen Pfoten. Doch er konnte sich nie überwinden, den entscheidenden Schritt zu wagen und los zu laufen. Denn in der Dunkelheit, die Salom immer öfter umfing, strahlte ein helles Licht: Tessa. Tessa war der Mensch, bei dem er lebte, und Saloms beste Freundin. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn verstand, seinen Schmerz spürte. Sie bemerkte, dass er nur noch ab und zu den Garten verließ, wie seine Augen langsam ihren aufgeregten Glanz verloren und wie bedrückt er war. Wenn er mal wieder auf dem alten Schaukelstuhl saß, brannte ihr besorgter Blick auf seiner Haut, und Salom fühlte sich so hilflos, denn er wusste nicht, was er tun sollte. Es zerriss ihn, dass Tessa sich wegen ihm sorgte. Eines Tages trottete Salom lustlos durch den Garten, als plötzlich Tessa's Stimme nach ihm rief. Er schaute sich um und erblickte ihre Gestalt auf dem alten Schaukelstuhl - seinem alten Schaukelstuhl. Ruckartig blieb er stehen und sah sie an. Tessa lehnte sich etwas vor und erwiderte seinen Blick, bis sie schließlich auf ihren Schoß klopfte und Salom mit leiser Stimme zu sich rief. Einen Moment verharrte er, unschlüssig, ob er zu ihr gehen oder sie einfach ignorieren sollte. Aber der Gedanke, sich auf Tessa's Schoß zu verkriechen und alles für einen kurzen Augenblick zu vergessen, war zu verlockend. Salom seufzte und tappte hinüber zur Terrasse. Mit einem Satz sprang er elegant auf ihren Schoß, wo er sich sofort fest zusammen rollte und sein Gesicht in ihrer Armbeuge vergrub. Sanft begann Tessa ihn zu kraulen, während um sie herum langsam die Nacht hereinbrach. Salom hob seinen Kopf. Der Garten hatte bereits zarte Pastellfarben angenommen, alles wirkte vergoldet von der untergehenden Sonne. Hunderte Glühwürmchen schwirrten wie kleine Sterne durch die Luft, und das Quaken der Frösche am Teich summte in Saloms Ohren. Oh ja, er erinnerte sich noch gut an jenen abend, an dem Tessa ihm die Augen und die Tür zu einer anderen Welt öffnete. »Es ist nicht wichtig, wie du aussiehst, ob du anders bist, als die anderen Katzen, solange Du nur du selbst bist«, hatte sie gesagt und mit ihrem Finger auf die Stelle getippt, wo sein Herz leise schlug. »Das zählt ganz allein.« Er wusste noch, wie er sie fragend angeschaut hatte und sie lächelnd erwiderte: »Wenn dein Herz glücklich ist, wenn du Du bist, wenn du dazu stehst - wer kann dir dann schon etwas anhaben, Salom?« Ja, wer konnte das? Im Prinzip konnte es jeder. Doch da fügte sie noch etwas hinzu, die Worte, die ihn verändern sollten. »Ach, Salom! Für mich bist du der beste, liebste und treuste Kater, den ich mir vorstellen kann. Geradezu perfekt.« Lachend tätschelte sie seinen schwarzen Kopf. Und da verstand Salom, dass Tessa ihn so mochte, wie er war, dass sie an ihm nichts ändern wollte. Salom schöpfte Mut aus ihren Worten und verstand endlich, dass er nicht für andere, sondern nur für sich lebte. Mit der Zeit wurde er selbstbewusster, lernte, die dummen Sprüche und argwöhnischen Blicke zu ignorieren. Er gewöhnte sich daran, nur morgens und abends in Blütengrund spazieren zu gehen, wenn die meisten Katzen schliefen. Den restlichen Tag verbrachte er im Garten oder vertrieb sich die Zeit mit Schwimmen, Jagen und Klettern. Und Salom liebte sein Leben, so wie es war, mit all seinen Vor- und Nachteilen, mit all den schönen Momenten und denen, die einfach nur zum Schreien waren. Denn er wusste, sie gehörten nunmal dazu. Und dennoch...